Regen fällt an Regentagen

In der Rickshaw sitzend, vernehme ich auf der Rückfahrt von meiner Arbeit mit wohlwollendem Grauen das beständig zunehmende Trommeln der Regentropfen auf dem Zeltdach des dreirädigen Gefährts. Dicke Tropfen, die im Staub Krater hinterlassen und Dich möglichst schnell die sichere Wohnung erreichen lassen wollen. Im zweiten Stock angekommen ziehen sich die Wolken zusammen, der Wind nimmt zu, der Regen setzt sanft ein und bringt Abkühlung durch die weitgeöffnete Terrassentür. Durchatmen und das wogende Grün der Bäume und seinen schönen Kontrast zum tiefen Grau des Himmels genießen, über die vergangenen Tage nachdenken, die Regengüsse stets mehr willkommen heißen als die drückend-heiße Schwüle indischer Sommertage.

Wie wenig von dieser Stadt eigentlich stehen bleiben müsste, wie schnell ihre offenliegenden Adern entlang der Straßen und Plätze platzen müssten. Morgen früh wieder fast alles wie zuvor, fast alles verdunstet, einzig verstopfte Kanäle und abgesoffene Straßen bleiben als Zeugen dieser launischen und lang ersehnten Jahreszeit zurück. Naturgewalt, die ich gerne im Zentrum erleben möchte (wäre da nicht diese banal-bösen Blitze) und nicht oft genug fotografieren, filmen und bewundern kann. Gegen Ende der Wasserspiele ein hell leuchtender Himmelstreifen und die Erinnerung an Abenddämmerung. Eine halbe Stunde Drama, Gewalt, Dunkelheit und Wind. Danach Ruhe und unmittelbares Vergessen.

Mein erster indischer Sommer, meine erste durchdringende Regenzeit.

…mit ein paar Zeilen aus „Irgendwann Regen“ der Hamburger Kantriekram-Combo FINK im Kopf wünsche ich eine gute Nacht…

manche gehen in den keller
und welche rauf zum dach
welche schlafen satt und träge
und die anderen liegen wach

einer sagt er hat ne karte
und da steht genau drauf
wie’s in zukunft für ihn aussieht
und genauso wird’s dann auch

(refr.)
irgendwann wird’s regen geben
das ist sicher, soweit ich weiss
irgendwann wird’s regen geben
nur mir wär’s lieber es wär nicht gleich